Über 160 Mädchen haben sich bei den ‚Soccer Girls‘ am Kirchenberg ausprobiert. Das Erfolgsprojekt wird verlängert. Ein Besuch auf dem Rasen

Profi-Fußballspielerin zu werden, dass kann sich Mia (8) gut vorstellen. „Ich spiele gerne in der Verteidigung“, sagt die Grundschülerin. Sie ist ein bisschen außer Atem. Kein Wunder, schließlich fragt sie der Reporter mitten im Training. Eben hat sie noch mit dem Ball am Fuß diverse Slalomstangen auf dem Rasen umkurft. Es ist bestes Fußballwetter, die Sonne scheint an diesem Dienstagnachmittag ins Erich-Berlet-Stadion. Mia gehört zu einer Gruppe von Mädchen, die sich jeden Dienstag für zwei Stunden in dem Stadion am Kirchenberg versammeln – und als „Soccer Girls“ ein außergewöhnlichen Projekt bilden.

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Mia (8, rechts im Bild) kann sich eine Karriere als Fußballspielerin gut vorstellen. Beim Training am Kirchenberg kommt sie voll auf ihre Kosten. © WP | Michael Kleinrensing

Kostenloses Training bis Ende 2025

Die Idee: Zwei Stunden kostenloses Fußballtraining für Mädchen, jeden Dienstag, bei jedem Wetter, begleitet von einem professionellen Trainerteam des SV Hohenlimburg 1910. Der Startschuss fiel Mitte Mai vergangenen Jahres. Ein Jahr sollte das Projekt laufen – nun wird es bis Ende 2025 verlängert. Ein Erfolgsprojekt.

„Zu Anfang dachte ich, nach drei bis vier Wochen kommt niemand mehr“, gesteht Devin Kunze aus dem Trainerteam. Dass es anders kam, freut ihn sehr. „Rund zwanzig Mädchen kommen jeden Dienstag zum Training vorbei. Es sind nicht immer die Gleichen, man lernt immer wieder auch neue Gesichter kennen.“

Fortsetzung: Gratis-Fußballtraining für Mädchen geht weiter

Die „Soccer Girls“ treffen sich noch bis Dezember 2025 jeden Dienstag von 16 Uhr bis 18 Uhr auf dem Rasenplatz im Erich-Berlet-Stadion am Kirchenberg. Nur in den Sommerferien findet kein Training statt.

Jedes Mädchen zwischen 6 und 16 Jahren kann beim Training der „Soccer Girls“ mitmachen. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Das Projekt, das von einem vierköpfigen Trainerteam begleitet wird, konnte der SV Hohenlimburg 1910 nur dank Unterstützung vieler Sponsoren auf die Beine stellen. Die Sponsorengelder machen es auch möglich, das kostenfreie Mädchen-Fußballtraining in Hohenlimburg noch bis Jahresende anbieten zu können.

Gemeinschaft entstanden

Im Jahresverlauf hat ist aus der lose formierten Truppe der „Soccer Girls“ eine kleine Gemeinschaft entstanden. Die Mädchen kickten nicht nur gemeinsam auf dem Rasen, sondern feierten auch zusammen eine Karnevalsparty und Mini-Disko. „11 Freund(innen) müsst ihr sein“, sozusagen.

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Beim Lauftraining zeigt Marie (8) vollen Einsatz.© WP | Michael Kleinrensing

Mehr als 160 Mädchen teilgenommen

Mehr als 160 Mädchen haben sich seit Beginn des Projekts „Soccer Girls“ auf dem grünen Rasen am Kirchenberg ausprobiert, bilanziert Mitorganisator Willi Strüwer. Das älteste Mädchen war 15 Jahre alt, das jüngste war 5. Eine vielfältige Mischung, die auch einen Beitrag zur Integration leistet, wie Strüwer hervorhebt. So spielen bei den „Soccer Girls“ ein paar Mädchen aus jenen geflüchteten Familien mit, die in den Wohncontainern am Kirchenberg leben. „Auch Mädchen aus der Außenwohngruppe der Jugendhilfe Selbecke und aus Familie, die in der Unterkunft für Wohnungslose in der Nahmer leben, waren schon dabei.“

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Devin Kunze ist Trainer beim SV Hohenlimburg 1910. Er leitet jeden Dienstag die „Soccer Girls“ an.© WP | Michael Kleinrensing

Manch Teilnehmerin probierte das Training nur ein paar Mal aus, andere kommen regelmäßig, wieder andere meldeten sich sogar schon in Fußballvereinen wie dem SV Hohenlimburg 1910 an. Für die Zehner hat sich das Projekt, das seit mehr als einem Jahr wöchentlich auf ihrem heimischen grünen Rasen stattfindet, bereits ausgezahlt: Dank Zuwachs aus den „Soccer Girls“ kann bald eine neue Mannschaft in der E-Jugend (unter 11 Jahren) an den Start gehen.

Kicken mit Freundinnen

Zurück beim Training auf dem Rasen. Marie (8) dribbelt den Ball begeistert durch die Slalomstangen. Auch sie kann sich vorstellen, mal in einem Fußballverein zu spielen. „Meine Freundinnen sind hier dabei und wir haben viel Spaß zusammen“, erzählt sie. „Turnen ist für mich das Coolste, aber Fußball kommt schon auf Platz 2“. Beim Dribbeln schaut ihre Mutter Diana Budzyn von der Trainerbank zu. Die „Soccer Girls“ seien ein schönes Angebot, findet die Hohenlimburgerin.

Egal ob Turnen oder Fußball, ihre Tochter Marie probiere sich noch aus. „Ich sehe sie aber eher im Fußball“, sagt Budzyn und lächelt.

Bericht: Marcel Krombusch  WP

Fotos: Michael Kleinrensing  WP