Historie
Auf Nettmanns Wiese fing es an. Das 20. Jahrhundert war noch nicht alt, als das Spiel mit dem runden Lederball von den höheren Schulen der benachbarten Großstädte auch nach Hohenlimburg vordrang. Die Chronik erzählt, daß im Jahre 1910 der Schüler Heinz Nettmann als erster stolzer Besitzer eines Fußballs war. Auf Nettmanns Wiese an der Lenne entbrannten bald heiße Schlachten. Überall gründeten sich Straßenmannschaften, gaben sich heroische oder ortsbezogene Namen, wie zum Beispiel FC Britannia, FC Preußen, FC Adler, Germania Kehle, Hubertus Obernahmer oder FC Holthausen.
Der FC Britannia gilt als Vorgänger des heutigen SV Hohenlimburg 1910. Willi Störing aus Elsey war sein erster Vorsitzender. Die Zahl der Straßenklubs stieg bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges sprunghaft an; der FC Britannia änderte seinen Namen in Sportverein Hohenlimburg 1910: Im März 1914 wird er in den Westdeutschen Spielverband aufgenommen.
Eine neue Epoche beginnt
Fast genau sechs Jahre später erfolgt die Eintragung ins Vereinsregister. Eine Blütezeit beginnt für den Verein, der bald über 600 Mitglieder zählt. Zunächst sind die Vereinsfarben schwarz-gelb, dann – bis 1932 grün-weiß.
Mit viel Improvisationsgeist, aber ungebrochenem Tatendrang, ging der SV 1910 nach dem Krieg wieder zum Fußball-Alltag über. Der Aufstieg zur Bezirksklasse wurde schnell geschafft.
Neuer Anfang – neue Hoffnungen
Nur einer Handvoll aktiver und passiver Sportler war es vergönnt, nach dem schrecklichen Krieg in der Heimat die ersten Fäden der Sportgemeinde zu knüpfen. Schließlich gaben die zuständigen Behörden die Erlaubnis zur Gründung des „Allgemeinen Turn- und Spielvereins 1863 e.V.“ Er umfaßte die gesamte Turn- und Sportgemeinde Hohenlimburgs. Die Sparte Fußball übernahmen die alten Hasen Heinrich Hucht, Willi Gutmann, A. Cramer, AIbert Bolender und August Ruhwedel. Doch bald wurde der Wunsch nach Selbständigkeit laut. Ab Oktober 1946 nahm die Fußballabteilung ihren Traditionsnamen Sportverein Hohenlimburg 1910 e.V. wieder an. Die „Männer der ersten Stunde“ waren Paul Jüsten (1. Vorsitzender), Erich Schneider (Geschäftsführer), Rudolf Grobe (2. Vorsitzender), Adolf Cramer (Kassierer) und Karl Hüsecken (Sportwart). Von nun an ging es mit dem SV 1910 stetig bergauf. Eine starke Mannschaft konnte gebildet werden, und am Ende der ersten Meisterschaftssaison 1946/47 sprang ein 5. Platz heraus.
Mit dem Sportlehrer Hubert Vollmer aus Hagen (auch heute noch an Lenne und Volme wohlbekannt) wurde Ende 1947 ein Trainer verpflichtet, der sich besondere Verdienste erwarb. Und Spieler wie Helwig Schwalm, Heinz Deutsch, Günter Beßlich, Anton Berg und Sepp Brandl sind auch unseren älteren Vereinsmitgliedern heute noch wohl in guter Erinnerung. Das waren noch Zeiten, als die Hohenlimburger Mannschaft vor 1500 bis 3000 Zuschauern ihre Meisterschaftsspiele auf dem Ostfeld absolvierte. Diese Zahlen wurden – leider – bis heute eigentlich nur noch in der Saison 1958/59 annähernd erreicht, als erstmals der Aufstieg in die Landesliga geschafft wurde.
Der Verband spielt Schicksal
Doch bis dahin war ein weiter, mühsamer Weg mit Höhen und Tiefen. Die älteren, müde gewordenen Aktiven hängten ihre ausgelatschten Stollenschuhe an den Nagel. Der Nachwuchs benötigte zwangsläufig eine gewisse Zeit, um Anschluß zu finden. In schweren Meisterschaftskämpfen gegen reife und erfahrene Gegner mußten Federn und Punkte gelassen werden. Am Ende des Spieljahres 1955/56 rettete lediglich ein Verbandstagsbeschluß in Kaiserau – der jeglichen Abstieg in die Amateurklassen ausschloß – die erste Mannschaft vor dem Abstieg in die Kreisklasse. Inzwischen, genauer im Jahre 1951, hatte die Stadt Hohenlimburg den Sportlern mit der Weinhofkampfbahn eine neue, ausgezeichnete Heim- und Kampfstatt errichtet. Dieser Platz, mit Laufbahn und Stehplatzrängen, sollte in den nächsten 25 Jahren viele denkwürdige Fußball- und Feldhandballspiele sowie leichtathletische Veranstaltungen erleben, ehe er der Industrie geopfert wurde und am Kirchenberg ein neues, großzügiges Sportzentrum entstand. An die alte Weinhofkampfbahn denkt heute noch mancher mit Sehnsucht zurück. Jene Atmosphäre, die damals unweit des Stadtkerns zwischen den hohen Mauern und Bäumen herrschte, wird es im neuen Kirchenbergstadion wohl nie geben. Noch einmal sollte der SV Hohenlimburg 10 von einer Entscheidung des Fußball-Verbandes profitieren. Als im Frühsommer des Jahres 1958 gegen den heftigen Protest der Vereine die Bezirksklasse Hagen aufgelöst wurde, erfüllte sich für die Hohenlimburger ein schon lange gehegter Wunsch: Umgruppierung in die Bezirksklasse Sauerland. Diese wurde allgemein als „leichter“ angesehen.
Triumphzug in die Landesliga
Inzwischen war es den Verantwortlichen der Abteilung mit Paul Erdmann an der Spitze und dem Vereinsvorsitzenden Herbert Hulvershorn gelungen, gemeinsam mit dem erneut verpflichteten Trainer Hubert Vollmer eine spiel- und kampfstarke Mannschaft zu formen. Nach einer ungemein spannenden Saison mit vielen dramatischen Spielen unter anderem gegen die alten Rivalen SF Oestrich und Jahn Werdohl schlug dann am 10. Mai 1959 die bis dahin erfolgreichste Stunde der Vereinsgeschichte. In einer wahren „Sonnenschlacht“ auf dem staubigen Platz in Attendorn geriet das Vollmer-Team zwar zweimal gegen den SV 04 Attendorn in Rückstand, zeigte vor etwa 2000 Zuschaunern – die meisten waren aus Hohenlimburg gekommen – großen Eifer und Kampfgeist und gewann schließlich mit 4:2 Toren – die Meisterschaft war vorzeitig zugunsten der „Zehner“ entschieden, die in einem wahren Triumphzug ins untere Lennetal zurückkehrte.
Zwei Wochen später, im letzten Meisterschaftsspiel gegen SuS Elspe, schlugen in der fahnengeschmückten Weinhofkampfbahn die Wogen der Begeisterung noch einmal hoch. Mit einem klaren 5:2 Sieg wurde ein glänzender Schlußstrich unter die Saison 1958/59 gezogen. An dieser Stelle seien noch einmal jene Spieler erwähnt, die Trainer Hubert Vollmer in die Landesliga führte: Paul Börstinghaus, Manfred Kopatz, Horst Paukat, Willi Graudejus, Erwin Lange, Helmut Hachmann, Hans Nastali, Horst Sikora, Lothar Römer, Günter Beßlich und Horst Niedlich. Erheblichen Anteil am Triumph hatten aber auch Kurt Auer, Gerd Becker, Willi Römer, Reinhard Lotz, Rudi Zittlau und Fritz Steinschulte als „stille Arbeiter‘ in Abteilung und Verein.
Sie tanzten nur einen Sommer…
Mit großen Erwartungen ging es dann einige Monate später in die Meisterschaftsspiele der Landesliga. Ziel war der Klassenerhalt. Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit klaffte auch hier ein tiefes Loch, Bereits nach Abschluß der 1. Serie gab es bei nur 9:19 Punkten bedenkliche Mienen. Zwar konnte im Verlauf der 2. Serie wieder Boden gutgemacht werden, doch zum Ende der Meisterschaft sah sich der SV 1910 wieder auf dem drittletzten Tabellenrang.
Der letzte Spieltag am 8. Mai 1960 sollte dann zum Schicksalstag werden. Beim als Absteiger bereits feststehenden Nachbarn ASSV Letmathe 98 gab es nur ein mageres Unentschieden. Da gleichzeitig die mitgefährdeten Klubs Fichte Hagen und SV Schüren gegen Meister Resse bzw. den Drittplazierten TB Eickel sensationell gewannen, standen die Hohenlimburger mit leeren Händen da, mußten ausgerechnet im Jubiläumsjahr 1960 den bitteren Weg zurück in die Bezirksklasse gehen.50. Jubiläum im Schatten des Abstiegs
Bevor es an den Neuaufbau der Mannschaft ging -wie eigentlich fast immer in Abstiegsfällen bricht ein Team auseinander – wurde das „Fünfzigjährige ausgiebig gefeiert. Neben gesellschaftlichen Ereignissen wurden den Hohenlimburgern auch etliche sportliche Leckerbissen geboten: Fußball gegen klassenhöhere Mannschaften.
Erinnern wir uns kurz:
SV 1910 – SV Sodingen (Oberliga West, die damals höchste Spielklasse) 0:5,
SV 1910 – Hasper SV (Verbandslíga) 4:4,
SV 1910 – Alem. Menden (Landeslìga) 1:2,
SV 1910 – Dortmund 95 (Oberliga) 3:3,
SV 1910 – SSV Hagen (Verbandsliga) 0:7,
und SV 1910 – TSV Marl-Hüls (Oberliga) 3:4.
Ein „Nebenprodukt“ der Jubiläumsspiele: Hohenlimburgs größtes Fußballtalent jener Tage, Lothar „Pfütze“ Römer, wurde von den Sodingern unter Vertrag genommen.
Der tiefe Sturz
Mit der zwangsläufig neuformierten Elf hatte der SV 1910 in der Bezirksklasse Hagen-Bochum-Dortmund einen schweren Stand, konnte nur mit größter Kraftanstrengung und im letzten Heimspiel gegen Sprockhövel (4:3) den Sturz in die Kreisklasse verhindern. Der mußte dann allerdings nach der Saison 1961/62 in Kauf genommen werden. Ganze sieben Punkte standen am Ende auf der Habenseite.Mit „Mucki“ und „Ötte“ zu neuen Ufern
Damit war die Talfahrt aber nicht gestoppt. Nach drei Jahren in der 1. Kreisklasse sah sich der SV 1910 trotz großer Anstrengungen plötzlich sogar in der 2. Kreisklasse wieder. Erst im Spieljahr 1967/68 schien den Zehnern wieder die Sonne. Mit der Verpflichtung des Letmathers Gerd „Mucki“ Arns als Trainer hatte man einen guten Griff getan. In einem beispiellosen Siegeszug (es gab nur drei Unentschieden) schoß sich der SV 1910 wieder in die 1. Kreisklasse – das erzielte Torverhältnis von 122:13 sprach Bände.